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Ihr Wohlbefinden

Paar an einem See

Ein pflegender Angehöriger zu sein, kann emotional sehr fordernd sein und positive wie negative Gefühle umfassen.1

Sie dürfen stolz auf das sein, was Sie leisten – Ihre Pflege macht einen echten Unterschied für Ihren Angehörigen.

Um gut für einen Angehörigen zu sorgen, ist es wichtig, auf Ihr eigenes Wohlbefinden zu achten: Lernen Sie, mit Ihren Emotionen umzugehen und Ihre eigenen Bedürfnisse zu verstehen. Sich sicher zu fühlen, kann Ihnen helfen, die Anforderungen einer solchen Patientenbetreuung zu bewältigen.

Sie müssen sich nicht allein um Ihren Angehörigen kümmern. Es gibt Unterstützung bei den Pflegeaufgaben. Manche würden bei der Betreuung ihres Angehörigen am liebsten wenig oder gar keine Hilfe in Anspruch nehmen. Um Ihren Angehörigen bestmöglich pflegen zu können, kann es hilfreich sein, mit jemandem über Ihre Gefühle zu sprechen.

Welche Gefühle sind normal?2

Die Gefühle, die Sie während Ihrer Zeit als pflegender Angehöriger durchleben, sind je nach Situation verschieden. Manche Gefühlslagen treten bei vielen Menschen auf, welche die Patientenpflege eines schwer erkrankten Angehörigen übernehmen, beispielsweise:

  • Frustration

  • Ungeduld

  • Traurigkeit

  • Wut

  • Hilflosigkeit

Manchmal können negative Emotionen mit positiven Emotionen wie Glück, Zufriedenheit und Erleichterung ausgeglichen werden. Die Konzentration auf das Positive kann Ihnen helfen, zu erkennen, dass die Pflege, die Sie leisten, einen echten Unterschied im Leben Ihres Angehörigen macht.

Tipp

Tipp

Gelegentlich können die Gefühle eines Pflegenden sehr intensiv ausfallen, eventuell sogar eine Depression hervorrufen. Depressionen können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und fallen sehr individuell aus. Wenn Sie sich die meiste Zeit sehr niedergeschlagen fühlen, ist es ratsam, psychologische Hilfe zu suchen, um über Ihre Gefühle sprechen zu können.

Umgang mit Ihren Gefühlen

Verschiedene Wege zu finden, um Ihre Gefühle als pflegender Angehöriger zu steuern, kann Ihnen bei der optimalen Betreuung Ihres Angehörigen helfen. Nachfolgend finden Sie einige Tipps, die Ihnen beim Umgang mit Ihren Gefühlen helfen könnten.

Sich überfordert fühlen

Viele Menschen fühlen sich überfordert, wenn sie sich um einen Angehörigen kümmern und dazu noch ihren eigenen Alltag bewältigen müssen.

Wenn Sie feststellen, dass Sie die meiste Zeit traurig und/ oder wütend sind und Schlafprobleme haben, leiden Sie vielleicht am sogenannten „Burnout-Syndrom“ bei Betreuern.1

Dabei nehmen die Herausforderungen der Pflege extrem zu und Ihre positive mentale Einstellung könnte sich ins Negative umkehren.

Um ein Burnout zu vermeiden, versuchen Sie, sich Auszeiten zu nehmen. Zudem besteht die Möglichkeit einer Kurzzeitpflege, damit Sie sich auf Ihre eigene Gesundheit konzentrieren können.1

Fragen Sie Ihre Familie und Freunde, ob sie Ihnen hin und wieder helfen können, damit Sie sich Zeit für sich selbst nehmen oder soziale Kontakte pflegen können.

Sie können auch mit dem medizinischen Team Ihres Angehörigen oder einer Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige sprechen und gemeinsam einen Ausweg suchen. Kurzzeitpflege wird oft vor Ort angeboten. Diese ist eine gute Unterstützung bei Ihren Aufgaben als pflegender Angehöriger und trägt dazu bei, dass Sie wieder mehr Zeit für sich einräumen können.

Schuldgefühle

Es ist normal, dass Sie sich manchmal schuldig fühlen1, weil Sie im Vergleich zu Ihrem Angehörigen bei guter Gesundheit sind. Zudem könnte ein Schuldgefühl aufkommen, wenn Sie andere um Hilfe bei Pflegeaufgaben bitten.

Schuldgefühle können dazu führen, dass Sie einfach alles richtigmachen wollen. Sie können sich überarbeiten, zu viel von sich selbst geben oder bereit sein, alles zu tun, um jeden glücklich zu machen und zufriedenzustellen.

Entscheidend dabei ist: Setzen Sie sich nicht zu sehr unter Druck, Dinge perfekt machen zu wollen. Versuchen Sie, sich nicht selbst die Schuld zu geben. Die Aufgaben und Herausforderungen, die mit Lungenfibrose verbunden sind, haben Sie nicht ausgelöst.

Seien Sie offen, was Ihre Gefühle angeht, und sprechen Sie mit der Person, die Sie pflegen, über Ihre Empfindungen. Wahrscheinlich werden Sie feststellen, dass Ihr Angehöriger Ihre Gesundheit genauso schätzt wie seine eigene. Eine Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige aufzusuchen, kann Sie mit anderen Menschen in Kontakt bringen, die ähnliche Erfahrungen machen. Indem Sie Ihre Gefühle mit anderen teilen, können Sie eventuell neue Wege zum Umgang damit finden.

Wut oder Verärgerung

Wutgefühle bei der Betreuung von Menschen mit Lungenfibrose sind normal. Für Ihr psychisches Wohlbefinden ist die Bewältigung dieser Gefühle wichtig.1

Tipps zum Umgang mit aufkommender Wut über die Situation Ihres Angehörigen:

  • Wenn Sie anfangen, wütend zu werden, atmen Sie langsam und tief, während Sie bis 10 zählen. Dies sollte Sie langsam beruhigen und hilft, voreilige Entscheidungen zu treffen.

  • Versuchen Sie, sich körperlich zu betätigen oder anderweitig Stress abzubauen, z. B. durch Meditation. So können Sie sich entspannen und in Ruhe über Ihre Situation nachdenken.

  • Wenn sich Ihre Wutgefühle mit der Zeit nicht bessern, sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam. Dieses kann Ihnen verschiedene Ansätze oder Experten empfehlen, die Ihnen helfen können, Ihre Gefühle zu verstehen und mit ihnen umzugehen.

  • Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe und tauschen Sie sich mit anderen aus. Dort finden Sie möglicherweise neue Strategien im Umgang mit Ihren Gefühlen.

Sich einsam fühlen

Pflegende Angehörige fühlen sich oft einsam oder isoliert, weil es ihnen schwerfällt, Zeit für die Pflege sozialer Kontakte zu finden.3

Freunde und Familie gehen ihre eigenen Wege oder wissen nicht, wie sie Ihnen helfen können.

Es ist unabdingbar, Wege für eine Pause von der Pflege eines Angehörigen zu finden – selbst ein paar Stunden pro Woche können schon helfen, Freundschaften zu pflegen oder sich zu entspannen.

Fragen Sie Ihre Familie und Freunde, ob sie Ihnen bei der Pflege aushelfen, damit Sie eine Pause bekommen. Auch das Behandlungsteam wird auf Ihr Wohlbefinden bedacht sein. Wenn Sie hierbei Schwierigkeiten haben, sprechen Sie mit dem Behandlungsteam, das möglicherweise in Ihrer Nähe Unterstützung für Sie suchen kann.

Trauer

Wenn Sie sich um jemanden mit Lungenfibrose kümmern, ist es normal, immer mal wieder traurig zu sein. Sie werden wahrscheinlich traurig sein, wenn Ihr Angehöriger die Diagnose erhält, nicht mehr länger an liebgewonnenen Aktivitäten teilnehmen kann und wenn er schließlich verstirbt.3

Um Ihre Gefühle von Kummer und Traurigkeit besser zu verstehen, hilft eventuell ein Blick in die Rubrik „Umgang mit dem Verlust“. Dort erfahren Sie, welche Gefühle Sie bei der Trauerarbeit erwarten. 

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen alles über den Kopf wächst und die Pflege Ihres Angehörigen für Sie schwierig wird, sprechen Sie offen über Ihre Empfindungen und bitten Sie Familie und Freunde um Unterstützung.

Wenn es Ihnen immer noch schwerfällt, die Pflege emotional zu bewältigen, sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam darüber. Das Team kann zu Ihrer Entlastung Hilfsmaßnahmen wie eine Beratung und Kurzzeitpflege Ihres Angehörigen vorschlagen. Psychologische Unterstützung kann Ihnen helfen, eine enge Beziehung zu Ihrem Angehörigen aufrechtzuerhalten.2

Mehr erfahren
Carer support group

Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige

In Selbsthilfegruppen können pflegende Angehörige sich mit anderen über ihre Gefühle austauschen. Sie können sich gegenseitig helfen, stark und engagiert zu bleiben.

Die wichtigsten Kernaussagen

Bullet Point

Als pflegender Angehöriger durchleben Sie wahrscheinlich verschiedene Emotionen – gute wie schlechte.

Bullet Point

Sprechen Sie mit weiteren Angehörigen und Freunden oder Ihrem Behandlungsteam, um Hilfe und Unterstützung zu erhalten.

Bullet Point

Es ist normal, wenn Sie sich manchmal überfordert, isoliert und sogar schuldig fühlen. Unterstützung anzunehmen und Pausen einzulegen, kann helfen, diese Gefühle zu bewältigen.

  1. Belkin A, Albright K, Swigris JJ, et al. A qualitative study of informal caregivers’ perspectives on the effects of idiopathic pulmonary fibrosis. BMJ Open Respir Res. 2014;1(1):e000007.

  2. Pulmonary Fibrosis M.D. Salute to the IPF Caregivers, 2015. Available at: http://pulmonaryfibrosismd.com/salute-to-the-ipf-caregivers/ [Zuletzt besucht: April 2019].

  3. Overgaard D, Kaldan G, Marsaa K, et al. The lived experience with idiopathic pulmonary fibrosis: a qualitative survey. Eur Respir J. 2016;47(5):1472–1480.

Außerdem in diesem Kapitel

Frau beim Lesen

Auf sich selbst achten

Die Sorge für sich selbst und die Beachtung der eigenen Bedürfnisse ist wichtig, wenn Sie sich um Ihre Lieben kümmern.
 
Mann und Frau im Gespräch

Pflegeunterstützung

Eine Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige kann Ihnen dabei helfen, Ihre Gefühle zu verarbeiten.
 
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Emotionale Unterstützung

Die Pflege eines geliebten Menschen kann eine Herausforderung sein. Dabei ist es jedoch wichtig, dass auch Sie emotionale Unterstützung erhalten.
 
“Versuchen Sie nie, als pflegender Angehöriger allein zurechtzukommen. Es ist immer jemand da, der Ihnen zuhört und versteht, wie Sie sich fühlen.“