Diabetes und die Folgen

Wer von Diabetes spricht, denkt in erster Linie an den Blutzuckerspiegel. Doch Diabetes bringt auch Folge- und Begleiterkrankungen mit sich, die ernst zu nehmen sind. Allen voran Herz-Kreis-Erkrankungen, die häufig mit Typ-2-Diabetes in Zusammenhang stehen. Hier gilt: Wissen ist Macht – und Nicht-Wissen keine Option. Machen Sie den Online-Selbsttest, um Ihr Risiko besser einschätzen zu können und erfahren Sie alles, was Typ-2-Diabetiker über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sonstige Folgeerkrankungen und besondere Risiken für Frauen wissen sollten.

Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Den Zusammenhang kennen

Diabetes und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sind eng miteinander verbunden. Menschen mit Diabetes entwickeln 2-4 x häufiger eine Herz-Kreislauf-Erkrankung als Menschen ohne Diabetes. Annähernd 2 Drittel der Menschen mit Diabetes versterben auch an Komplikationen wie diesen. 

Hände


Wenn Sie an Typ–2–Diabetes leiden, könnte Ihr Herz einem erhöhten Risiko ausgesetzt sein, daher ist die Sorge um das Herz ein sehr wichtiger Bestandteil der Diabetesbehandlung. Der Schaden, den Typ–2–Diabetes an Ihrem Herzen anrichten kann, kann früher einsetzen als Sie denken, und die Symptome sind vielleicht nicht sofort erkennbar.

Was sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Typische Erkrankungen kompakt erklärt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

umfassen viele verschiedene Probleme, die das Herz und die Blutgefäße betreffen.

Herzuntersuchung

Zum Beispiel der Herzinfarkt,

die Herzschwäche oder die sogenannte koronare Herzkrankheit (Grunderkrankung für Herzinfarkt), bei der jene Blutgefäße betroffen sind, die den Herzmuskel mit Blut versorgen.

Schlaganfall

Zudem umfasst dieser Begriff auch Erkrankungen anderer Gefäße im Körper,

die beispielsweise zu einem Schlaganfall im Gehirn oder zu einer verminderten Durchblutung der Beine führen können.

Warum kommt es zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Folge von Typ-2-Diabetes?

Der Grund dafür ist, dass die hohe Konzentration von Blutzucker die Gefäßwände schädigen und dadurch den Blutfluss zusehends einschränken kann. Organe werden dann nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, die verengten Gefäße können Herzinfarkte oder Schlaganfälle auslösen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Lebenserwartung von Betroffenen um bis zu 12 Jahre senken. Auch die Gefahr einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (paVK) ist hoch: Durchblutungsstörungen in den Becken- und Beinarterien führen schon nach kurzen Wegstrecken zu krampfähnlichen Beschwerden und zwingen die Betroffenen dazu, immer wieder Pausen einzulegen.

Deswegen müssen Menschen mit Typ–2–Diabetes insbesondere auch an ihr Herz denken. 

Diabetes bei Frauen

Die Anfälligkeit für Herzinfarkte steigt

Wenn Sie eine Frau sind, dann ist Typ-2-Diabetes mit dem Verlust ihres – im Vergleich zu Männern –geschlechtsbedingten Schutzes vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Frauen erleiden nach neuen Erkenntnissen häufiger als zuckerkranke Männer einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das stellte die Deutsche Diabetes-Gesellschaft anlässlich eines wissenschaftlichen Statements der American Heart Association fest.

Diabetes bei Frauen

Umkehr der Risikogruppe

„Seit langem ist bekannt, dass Frauen vor den Wechseljahren deutlich seltener einen Herzinfarkt erleiden als gleichaltrige Männer“, berichtet Dirk Müller-Wieland, Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). „Dass eine Diabeteserkrankung dieses Verhältnis umkehrt, ist der Öffentlichkeit dagegen nicht bewusst“, fügt der Experte hinzu.

Unterschätzung der Folgen

Die Daten, welche US-Kardiologen in einer ausführlichen Übersicht dargelegt haben, zeigen eindeutig: Frauen mit Typ–2–Diabetes erkranken früher an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall und sie sterben zudem häufiger daran. Auch ein chronisches Herzversagen – eine Spätfolge eines überlebten Herzinfarktes – ist bei Frauen mit Typ-2-Diabetes häufiger. Die Ursachen sind laut Müller-Wieland nicht ganz klar. „Ein Grund könnte sein, dass die Folgen des Typ-2-Diabetes für Frauen von Ärzten und Betroffenen unterschätzt werden“, vermutet der Experte.

Einnahme vorbeugender Medikamente

Frauen erhalten seltener Medikamente gegen hohen Blutdruck oder gegen hohe Cholesterinwerte, die jedoch wichtige Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall sind. „Sie nehmen außerdem nach einem Herzinfarkt seltener Aspirin ein, das einem zweiten Herzinfarkt vorbeugen kann“, fügte Müller-Wieland hinzu. Unabhängig davon lassen sich bei Patientinnen mit Typ–2–Diabetes häufig aufgrund der hormonellen Lage die Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte schwerer einstellen als bei männlichen Patienten.

Wirkungsverlust durch Hormone

Hormonelle Störungen könnten ebenfalls eine Rolle beim Geschlechterunterschied spielen. Zwischen 6 und 8 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter haben ein polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS). Es ist neben Zyklusstörungen und einem Anstieg männlicher Geschlechtshormone auch mit einem Wirkungsverlust des Hormons, das den Blutzuckerspiegel im Körper senkt, verbunden. „Frauen mit PCOS sind häufig übergewichtig mit einer ungünstigen Ansammlung von Fettgewebe im Bauchbereich, die das Risikoprofil weiter verschlechtert“, sagt der frühere DDG-Präsident Baptist Gallwitz vom deutschen Universitätsklinikum Tübingen. 

Umstellung auf gesünderen Lebensstil

Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft appelliert deshalb an die Ärzte, das besondere Risiko von Frauen mit Diabetes bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu beachten. Aber auch Sie selbst können etwas tun! Baptist Gallwitz berichtet: „Studien zeigen, dass Frauen mit Typ–2–Diabetes stärker als Männer von einer Änderung des Lebensstils profitieren.“

Ihre Chance: Mehr Sport und gesunde Ernährung

Dazu gehört neben einer gesunden Ernährung auch körperliche Aktivität. Frauen müssten laut dem aktuellen Wissensstand zwar mehr Engagement zeigen als Männer, die Hürden sind jedoch nicht unüberwindbar. „In der Nurses Health Study, einer Langzeitstudie an amerikanischen Krankenschwestern, konnten Frauen mit Diabetes ihr Herz-Kreislauf-Risiko bereits mit zwei Stunden Sport in der Woche senken“, so der Experte.

Weitere Folgeerkrankungen

Welche Risiken bei Typ-2-Diabetes noch bestehen

Bei Diagnose Diabetes gilt: Damit Sie Ihre Lebensqualität erhalten können, muss die Krankheit bestmöglich behandelt werden. Sonst drohen Ihnen ernstzunehmende Folgeerkrankungen.

Vorsorgeuntersuchung


Diabetischer Fuß

Durchblutungsstörungen führen nicht nur zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie können auch in kleinen Gefäßen große Schäden anrichten. In Kombination mit bereits geschädigten Nerven können sie den sogenannten diabetischen Fuß begünstigen. Dabei verlieren Betroffene das Empfinden von Schmerzen, Wärme oder Berührungsreizen. Das ist vor allem deshalb gefährlich, weil man Verletzungen und Druckstellen nicht bemerkt und diese sich infizieren können.  

Durch die schlechte Durchblutung gelangen allerdings nur wenige Immunzellen zur Entzündung. Daher kann sich diese auf den gesamten Fuß oder sogar bis zum Unterschenkel hin ausbreiten. Ist eine Behandlung mit Medikamenten nicht mehr möglich, ist eine Amputation der betroffenen Gliedmaßen der einzige Ausweg.

Diabetische Nervenerkrankung

Diese Erkrankung ist auch als „diabetische Neuropathie“ bekannt und entwickelt sich oft, wenn Menschen bereits längere Zeit an Diabetes leiden oder ihr Stoffwechsel schlecht eingestellt ist. 

Bewegungseinschränkungen, diabetischer Fuß, Störungen in der Berührungs- und Schmerzwahrnehmung sowie in der Regulierung der Sexual- und Blasenfunktion, der Atmung und Herzfrequenz oder auch der Magen-Darm-Bewegung können die Folge sein. Das Tückische an diabetischen Nervenerkrankungen: Sie verursachen zu Beginn meist keine Beschwerden und werden leicht übersehen.

Folgeerkrankungen der Augen

Auch die sogenannte diabetische Retinopathie, eine typische Folgeerkrankung der Augen, bleibt zunächst häufig unerkannt. Durch die Schädigung der feinen Gefäße im Augenhintergrund kann die Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium Sehstörungen wie etwa verschwommenes oder unscharfes Sehen, dunkle Flecken oder einen roten Schleier verursachen. Im Extremfall kann sich auch die Netzhaut ablösen, was zur Erblindung führt.

Schädigung der Nieren

Die Nieren haben die lebenswichtige Aufgabe, das Blut von Schadstoffen zu reinigen. Wenn der Blutzucker über längere Zeit zu hoch ist, können die Wände der kleinen Blutgefäße in den Nieren verdicken – das macht das Filtersystem der Nieren durchlässig. Zu hoher Blutdruck schädigt die Nieren ebenfalls. Konkret bedeutet das: Kleine Eiweißmoleküle können durch diesen Filter entweichen und gehen dem Stoffwechsel verloren. Außerdem nimmt die Filtrationsleistung der Nieren immer mehr ab. In fortgeschrittenem Stadium kann auch der Wasser- und Salzhaushalt gestört werden. Wird dieses Problem nicht behandelt, kann es zu völligem Nierenversagen kommen. Als Betroffener ist man dann ein Leben lang auf eine Dialyse, also eine künstliche Blutwäsche, oder auf eine Spenderniere angewiesen. Dazu kommt, dass mit fortschreitender Nierenerkrankung auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark ansteigt.

Folgeerkrankungen der Geschlechtsorgane

Durch Typ–2-Diabetes ausgelöste Durchblutungsstörungen und Nervenschäden können auch die Sexualität der Betroffenen beeinträchtigen. So leiden Männer häufig unter Erektionsstörungen, während Frauen mit Empfindungsstörungen und trockener Vaginalschleimhaut zu kämpfen haben. Auch Infektionen der Harnwege sowie der Genitalregion zählen zu den Beschwerden. 

Wer das Risiko für bestimmte Folgeerkrankungen kennt, kann aktiv dagegen vorgehen. Wenn Sie Diabetiker sind, besprechen Sie am besten gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt, welche Maßnahmen im Kampf gegen die Begleitkrankheiten ergriffen werden können.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt

  1. Sollte ich mir Gedanken darüber machen, ob mein Herz gesund ist und ob bereits ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheit besteht?
  2. Wie kann ich meine Lebensweise ändern, um mein Risiko für Herzkrankheit zu senken?
  3. Welche Übungen sind für mich sicher und welche muss ich vermeiden?
  4. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, um die Risiken für mein Herz zu verringern?
  5. Wenn ich bereits Medikamente nehme (z. B. zur Senkung des Blutdrucks oder der Blutfette), bin ich dann immer noch gefährdet?
  6. Wo kann ich mich weiter informieren?

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